Promis hautnah erleben beim Viertele auf dem Weindorf

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Zum Greifen nah stehen die Promis beim Weindorf Rede und Antwort. Gerade spricht Günther Oettinger, der neben der Autorin Kabatek und Starkoch Oehler auf der Bank sitzt.

Zum Greifen nah stehen die Promis beim Weindorf Rede und Antwort. Gerade spricht Günther Oettinger, der neben der Autorin Kabatek und Starkoch Oehler auf der Bank sitzt.

Die Promis beim Fotoshooting: EU-Kommissar  Oettinger (zweiter von rechts) neben Autorin Kabatek und Justizminister Stickelberger (zweiter von links).

Die Promis beim Fotoshooting: EU-Kommissar Oettinger (zweiter von rechts) neben Autorin Kabatek und Justizminister Stickelberger (zweiter von links).

Stuttgart: beim Viertele Beim Weindorf-Treff ging es um Putin als Pokerspieler und Asterix bei den Römern

Promis zum Anfassen. Die gibt es auf dem Stuttgarter Weindorf natürlich auch. Dafür sorgt seit drei Jahren der Weindorf-Treff,  den der Veranstalter Pro Stuttgart gemeinsam mit dem SWR und den Stuttgarter Nachrichten eingerichtet hat. Zum Auftakt in diesem Jahr waren am Donnerstag, 28. August, der frühere baden-württembergische Ministerpräsident und heutige EU-Kommissar Günther H. Oettinger, der baden-württembergische Justizminister Rainer Stickelberger, die Erfolgsautorin Elisabeth Kabatek und Sternekoch Frank Oehler dabei.

Die Moderatoren Axel Graser vom SWR und Tom Hörner von den Stuttgarter Nachrichten wollten den Zuhörern die gute Laune an dem schönen Sommerabend nicht verderben, wollten jedoch angesichts der bedrückenden Nachrichtenlage die ernsten Themen nicht unterschlagen und beiseite wischen.  Zu bedrohlich sei die Eskalation des Konflikts in der Ukraine. Klar sprach sich Oettinger , der in Stuttgart auf dem Weindorf einen Zwischenstopp einlegte auf dem Weg nach Moskaus, angesichts des Eingreifens russischer Truppen für weitere Sanktionen aus, „um Putin in die Schranken zu weisen“. Dieser versuche, die westliche Welt an der Nase herumzuführen.

Putin als Populist

Der EU-Kommissar für Energie glaubt, dass Russland die Stagnation der Wirtschaft nicht lange durchhält. „Putin verdirbt seinem Land die Zukunft, um kurzfristiger Popularität willen“, warnte er. Er bezeichnete Putin als Profi und Pokerspieler.  Und er wies darauf hin, dass über Szenarien nachgedacht werde, wenn kein russisches Gas mehr fließt.  Eine Alternative sei Biogas. Er rief dazu auf, die Ukraine, die darum kämpfe, in die EU zu kommen und „unsere Werte“ zu  übernehmen, stärker zu unterstützen. „Wir tun in Deutschland viel zu wenig dafür“.

Elisabeth Kabatek empfindet „die Person Putin erschreckend“. Sie glaubt nicht, dass er sich durch Wirtschaftssanktionen beeinflussen lässt. Die Autorin ist eher pessimistisch gestimmt angesichts der jüngsten Ausweitung der Kämpfe: „das ist sehr, sehr bedenklich“.  Starkoch Frank Oehler schaut zwar selten Nachrichten, weil „in der Zeit der Herd glüht“. Doch er betont auch, dass der Konflikt gelöst werden müsse, schließlich sei die Ukraine nur rund 1.000 Kilometer entfernt.

Anlass zur Sorge

Auch für Justizminister Rainer Stickelberger ist mit dem Hungertod eines Häftlings eine schwierige Zeit angebrochen, in der die Weinfestfreude getrübt sei. Er sprach von „einem außergewöhnlichen Ereignis, das es noch nie gegeben habe im Land. „Dies gehört zu den schlimmsten Ereignissen meiner Karriere“, räumte der SPD-Politiker ein und sagte: „Wir wollen alles aufklären“.  Auch der Angriff auf Vollzugsbeamte in einem Gefängnis gibt dem Minister Anlass zur Sorge. „Das zeigt, dass die Gewaltbereitschaft gegen Polizisten auch im Strafvollzug zunimmt“.

Bei allen schwerwiegenden Problemen, was wäre ein Weindorf-Treff ohne einige Schmankerln aus dem Leben der Prominenten. So berichtete Oettinger darüber, dass er bei Aufenthalten im Land gerne im elterlichen Haus übernachte – im ausgebauten Jugendzimmer. Aber nur, wenn er auch etwas Zeit mitbringe. Er möchte nicht seiner inzwischen 90-jährigen Mutter Hoffnungen machen, dass sie Zeit ihrem Sohn verbringen könne. Bei einem kurzen Zwischenstopp bevorzuge er deshalb das Hotel.

Die Moderatoren hatten sich auch gefragt, wie denn so ein EU-Kommissar überhaupt korrekt angesprochen werden solle. Für Oettinger wäre Kommissar die beste Lösung, aber dieser Begriff werde in Deutschland eher mit dem Tatort assoziiert. Da sei es in Brüssel schon einfacher. EU-präsident Barroso spreche ihn ganz unkompliziert als Commissioner Günther an, der auch wichtiger Ratgeber im Blick auf die deutsche Politik sei.

Ton ist rauer

Befragt zum grünen Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg meinte der CDU-Politiker spontan: „Winfried Kretschmann ist konservativer als ich jemals war“. Und im gleichen Atemzug fügte er hinzu. „Ich mag ihn sehr. Er hat einen tollen Charakter“. Das waren eher versöhnliche Töne.   Dagegen meinte der Justizminister im Blick auf die anstehende Landtagswahl 2016. „Der Ton ist rauer geworden. Wir befinden uns schon im Wahlkampf“.

In solch angespannten Zeiten kommt dann entspannende Lektüre gerade recht in Form von Elisabeth Kabateks 2008 erschienenen Bestseller „Laugenweckle zum Frühstück“.  Auch für die Autorin ein unerwarteter Erfolg, von dem inzwischen 140.000 Exemplare verkauft sind: „Ich wäre auch zufrieden gewesen, wenn das Buch 50 Personen aus meinem Freundeskreis gekauft hätten. Seither reißt die Erfolgsgeschichte der Autorin, die in Gerlingen wohnt, nicht ab. Stickelberger war durchaus angetan von dem Buch.

Ihr Gespür für unterhaltsame Geschichten führt Kabatek auf den Einfluss ihres Vaters zurück. Der hat nämlich Asterix nach Deutschland gebracht und ist verantwortlich für den geflügelten Satz „Die spinnen, die Römer“.   Aufgewachsen sei sie mit einem Keller voller Comics. Da die früher verpönt waren und als bä galten, hätten manche Kinder zu ihr nicht nach Hause kommen dürfen, erinnert sie sich schmunzelnd.  Ihre anfängliche  Hassliebe zu Stuttgart, als sie frisch aus Barcelona hergezogen ist, ist inzwischen in eine tiefe Zuneigung umgeschlagen, die sich in ihrem Buch „Gebrauchsanleitung für Stuttgart“ niedergeschlagen hat.

Stoff für Geschichten in Hülle und Fülle hat auch Starkoch Frank Oehler, der mit 16 Jahren mit dem kochen angefangen hat,  von den vielen Stationen, die er schon durchlaufen hat. Ihn haben zum Beispiel die traditionellen Küchen in Asien sehr beeindruckt.  In Stuttgart hat er für die Speisemeisterei in Hohenheim einen Stern erkocht. Seit sieben Jahren ist er in der Sendung „Die Kochprofis“ auf RTL II zu sehen.  In seinem Lokal mit 16 Köchen versucht er, die Übersicht zu behalten und sorgt für die gute Atmosphäre.

Hochachtung vor der Arbeit der Spitzenköche bezeugte Günther Oettinger. Der kocht zu Hause auch gern mal selbst, vor allem kleine Gerichte mit Gemüse. Ganz im gegensatz zu Rainer Stickelberger. Den lässt seine Frau gar nicht mehr in die Küche, weil sie die dann jedes Mal neu streichen müsste. So hat er sich ganz aufs Essen verlegt. („Das ist meine Stärke“).